Jagdauftakt zum 01. Mai – Die letzten Wochen ist im Revier einiges an Arbeit angefallen. Wir haben zusammen bei einer ersten Begehung sämtliche Schäden aufgenommen. Die Tage danach wurden dann nach und nach alle Hochsitze und Kanzeln repariert, gereinigt und freigeschnitten.
Letztlich geht es mir am 01. Mai nicht darum, sofort den erstbesten Rehbock zu schießen oder „irgendwas zu erwischen“. Ich freue mich einfach auf diesen Tag. Denn da beginnt für uns im Revier mit dem ersten gemeinschaftlichen Ansitz das neue Jagdjahr.
Diesmal mit einem Morgenansitz bei bestem Wetter. Und wenn es doch passt und der Abschussbock kommt? Waidmannsheil.
Der Morgenansitz
In der früh um halb fünf raus ins Revier. Die Vorfreude ist einfach wunderbar. Ich steige auf dem Hochsitz und spüre, wie sich die Kälte der Nacht mit aller Kraft versucht gegen den nahenden Tag zu wehren. Bevor die Sonne aufgeht kündigen die ersten Vögel mit ihrem zwitschern den nahenden Sonnenaufgang an.
Eine halbe Stunde sitze ich schon und bin in Gedanken versunken. Mein Blick schweift vom einen Ende der Wiese zum anderen. Doch was ist das? Eine flüchtige Bewegung! Ein Hase hat es sich fünf Meter vom Waldrand entfernt im feuchten Gras gemütlich gemacht.

Der ABENDansitz
Nachmittags regnet es. Doch der kurze Blick auf das Regenradar zeigt zwischen 19 und 21 Uhr keine Wolke mehr am Himmel. Und da ich schon oft in verschiedenen Foren Diskussionen zum Thema „Regen und Jagd“ verfolgt habe will ich heute einen Versuch starten.
Für mich nachvollziehbar ist die folgende Annahme: Wenn der Regen aufhört und im Wald die Wassertropfen von den Nadeln und Blättern fallen, dann drückt es das Rehwild raus auf die Wiesen.
Denn wer steht schon gerne unter den tropfenden Blättern wenn ein paar Meter weiter auf der Wiese die Sonne scheint am Buffet.
Ich mache mich um 18:00 Uhr auf ins Revier in ein ruhiges Eck mit einer kleinen Kanzel. Mit dem Auto gut erreichbar, so muss ich nicht allzuweit durch den Regen stapfen. Ich sitze um kurz vor halb sieben und richte mich ein. Dabei ist diesmal der alte Anschütz Repetierer im Kaliber 5,6 x 57. Mit welcher Waffe ich diesen ersetzt habe erfährst Du in diesem Beitrag. Bis zum Waldrand auf der anderen Seite der Wiese sind es knapp 200 Meter.
Auf kurze Entfernung
Ich bringe den Repetierer in Anschlag. Mein Puls schnellt in die Höhe, die Gedanken sammeln sich. Ansprache passt, Kugelfang passt, Entfernung sehr nah für das Kaliber. Ich nehme den Bock ins Visier, er steht schön breit. Ich will auf Nummer sicher gehen, Ziele mitten aufs Blatt. Entsichern. Der Schuss löst sich und die Kugel fliegt. Getroffen! Ich höre den Kugelschlag.
Der Bock macht plötzlich vorne hoch und springt ab in den Wald. Nach 15 Metern sehe ich ihn nicht mehr. „Er ist weg, angeschossen!“, denke ich. Die Gefühle fahren Achterbahn mit mir. „Mist, die kurze Entfernung! Ich hätte höher anhalten müssen!“, mache ich mir gleich den ersten Vorwurf. 15 Minuten banges warten in der Kanzel. Anschuss merken, Fluchtstrecke einprägen….
Nach einer Viertelstunde baume ich ab und suche den Anschuss. Hellroter Schweiss mit eingeschlossenen Luftbläschen. Ein Lungentreffer! Als ich das sehe verspüre ich erste Erleichterung, Es gibt auch deutliche Pirschzeichen. Ich gehe Abseits der Wundfährte die ersten 10 Meter in den Wald und sehe den Bock liegen. Ein sauberer Schuss durch beide Blätter. Das Jagdauftakt zum 01. Mai beginnt mit Waidmannsheil, vielen Gefühlen und starken Emotionen. Ich bin gespannt was es noch alles bringen wird.

Nachtrag und Versuch der Altersbestimmung
Gewicht aufgebrochen 14 kg. Die Zähne waren noch nicht stark abgeschliffen, M1 aber schon fast flächig. Geschätztes Alter 4-5 Jahre. Der Nasenrücken war verkürzt und deformiert, vermütlich ein Unfall. Ein interessanter Beitrag zur Altersbestimmung beim Rehwild gibt es bei jung-jaeger.eu